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Die Gast-Kolumne von eddh.de-Lesern

Von der Quote

Von Friedhelm Stille (19.01.2003)

Sie wollen immer nur das eine: Quote. Einschaltquote, Leserquote. Die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, Zuschauerzahlen nachweisen und die Auflage weiter in die Höhe treiben. Das sichert lukrative Werbespots, sichert Einnahmen.

Diese Behauptung ist sicher alles andere als ein Vorurteil. Aber vollständig ist sie nicht. Es geht um einen Beitrag der Sendung Kontraste der ARD, ausgestrahlt am 9.Januar um 21.45; einer Anstalt des öffentlichen Rechts, der zu fraglichen Sendezeit - aus gutem Grunde - Werbung verboten ist. Werbeträchtige Quote hat bei diesem Beitrag sicherlich keine Rolle gespielt.

Bar jeder Sachkenntnis werden da Horrorszenarien inszeniert. Die Inkompetenz der Autoren tritt schon im Titel offen zutage. Es geht um Sportflugzeuge und ein von ihnen ausgehendes Sicherheitsrisiko. Nur, der Begriff Sportflugzeug ist nirgendwo definiert.

Konkreter schon modelliert wird da der Begriff Sicherheitsrisiko. Dieses Wort allein ist ja mittlerweile Garant für Fernsehbeiträge oder Zeitschriftenartikel aller Art. Würzt man das Ganze zu Anfang noch mit September 11 oder komprimiert es nach angelsächsischen Vorbild gleich zu 9/11 (übrigens die Notrufnummer in den USA), kann sich der Autor (oder die Autorin) für den Rest des Beitrages der Zeit des geneigten Zuschauers oder Lesers sicher sein.

Seitdem mit vier Grossraumflugzeugen, jedes mit mehreren hundert Tonnen Abfluggewicht ein Terrorakt durchgeführt wurde, der für Abertausende von Menschen grosses Leid bedeutete und den Medien ihre hochheiligen Einschaltquoten brachte, seitdem wird dieses Hororszenario immer und immer wieder ausgeschlachtet. Da werden Flüge gebucht, nur um später in diversen Beiträgen über mangelhafte Sicherheitskontrollen an Grossflughäfen berichten zu können. Da sich so ein Thema aber rasch erschöpft, Grossflugzeuge und -flughäfen sich sowieso immer gleichen, die selbsternannten Fachleute neunzig Prozent des dortigen Geschehens erst gar nicht mitbekommen, vom verbleibenden Rest die Hälfte nicht verstehen oder dramaturgisch aufbereiten (verfälschen), nimmt man sich jetzt der schillernden Welt der Sportflugzeuge, Sportflugplätze und Sportpiloten an. Die kennt die breite Öffentlichkeit noch weniger, zumindest nicht aus eigener Anschauung, da lässt sich ja herrlich fabulieren.

Da kam das Spektakel mit der entführten Super Dimona an einem Sonntag Anfang des Jahres ja gerade recht, fast wie auf Bestellung, und sogleich wurde wieder 9/11 heraufbeschworen. Der Vergleich eines ein paar hundert Kilo wiegenden Motorseglers, gerade mal achzig Liter Benzin mitführend, mit vollgetankten vierhundert Tonnen schweren Grossraumjets ist nicht nur sehr daneben, sondern angesichts der dreitausend Toten absolut pietätlos. Aber was kümmerts einen, Hauptsache die Quote stimmt.

Dass das mit der Bedrohung dann doch nicht vergleichbar sei, musste selbst die Presse einräumen; die BILD zitierte da einen Feuerwehrmann. Neu ist diese Erkenntnis freilich nicht. Da war doch letztes Jahr in Florida eine Cessna, auch so ein Sportflugzeug in ein Bankgebäde gestürzt, voller Absicht, und ausser ein paar kaputten Fensterscheiben war der Schaden überschaubar.

Das Gebäude fiel nicht in sich zusammen. Der Nimbus vom Sportflugzeug und dessen Eignung für Terorakte schwächelt. Jetzt setzt Kontraste also einen drauf und bringt Sprengstoff ins Spiel. Wie das denn aussehen soll mit dem Sprengstoff und der Bedrohung, rein technisch, wird da nicht berichtet. Aus Vorsicht vielleicht, um nicht noch Anleitung zu geben für einschlägige Unternehmungen dieser Art? Oder weil es vielleicht doch nicht so einfach ist, ein bischen Sprengstoff mitzunehmen und ins Kanzleramt zu stürzen?

Einige der Fragen, die offen bleiben. Das scheint die Autoren des Kontraste-Beitrags nicht weiter zu stören. Für sie bleiben diese kleinen Sportflugplätze und die dort stationierten Flugzeuge ein Sicherheitsrisiko, eine Gefahr für Leib und Leben und die nationale Sicherheit. Nicht umsonst muss Berlin und seine Kulisse herhalten für eine dieser Schmierenkomödien: Rundflug buchen, Ziel Regierungsviertel und Kernforschnungsanlage, das Ganze filmen und später im Studio Katastrophenszenarien herbeireden und Forderungen aufstellen nach Personenkontrollen, Leibesvisitationen und wer weiss was sonst noch. Sie sehen sich nicht allein, diese Filmchenmacher und verweisen auf die hohe Politik, auf Verordnungen und die EG. Das (Fernseh)volk ist verunsichert (durch wen wohl?), die Herren Politiker beunruhigt und (zu allem?) entschlossen.

Das ganze Gerede, Geschreibe und Gesende vom Sicherheitsrisiko Sportflugzeug ist allein in der Qotengeilheit der Medien begründet und allenfalls geeignet, Hysterie und Ängste auszulösen. Das öffentlich-rechtliche Sender wie die ARD, durch Gesetze zwangsfinanziert, da mitmischen, ist umso bedauerlicher. Das Hecheln um Werbeeinnahmen kann es hier nicht sein. Eher schon die Gier nach Macht und Einflussnahme.

Ginge es um allein um die Aufdeckung von Misständen, um wirkliche Sicherheitsrisiken, müsste es weitaus mehr Reportagen geben. Wo sind diese Enthüllungsjournalisten, die mit gemieteten LKWs durch Innenstädte fahren und Forderungen nach mehr Sicherheit bei Autovermietungen fordern? Wo sind die Forderungen nach Personenkontrollen an Bahnhöfen? Wie steht es um die unbewachten Gleisstränge des de facto immer noch staatlichen Transportmonopolisten Die Bahn?

Solange Magazine wie Kontraste Katastrophenjournalismus betreiben und sich hier der Allgeneinen Luftfahrt bedienen (dürfen), solange wird es Geisteskranke und Verwirrte geben, die sich ihr bedienen, um ihre kranken Phantasien auszuleben. Es sind die Medien, es sind Beiträge wie der hier angesprochene, die diesen Personen erst die Bühne bauen für Tragödien wie die in Tampa oder Frankfurt.

Friedhelm Stille

www.stalle.de



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