By the way...

School's out...

Es scheint sie wirklich zu geben, die gewonnenen Flugscheine, oder sollte man eher sagen die 'verlosten' Flugscheine?

Einige Flugschulen machen es sich scheinbar wirklich einfach mit der Ausbildung ihrer Schüler. Den Schülern etwas über professionelles Verhalten im Flugverkehr mitzugeben? Ihnen Sicherheit bei der Bewältigung außergewöhnnlicher Flugsituationen zu geben? Fehlanzeige. Standardprogramm abspulen, Lesefähigkeiten der Eleven testen und davon überzeugt sein, daß sie diese recht aufwandsarme Ausbildungsmethode zu verantwortungsvollen, sicheren Piloten werden läßt.

Die 'Scheininteressierten' unter den Schülern, die den Wisch (auch 'Lizenz' genannt) zur persönlichen Befriedigung haben möchten und um möglicherweise etwas Imagepflege im Familien-, Freundes- oder Bekanntenkreis zu betreiben, wird es freuen. Diese Fraktion der verschränkten Arme und wichtigen Miene hat sich ohnehin des Auswendiglernens verschrieben und kann den Fragenkatalog bald wie ein Weihnachtsgedicht aufsagen. Sie wird die Light-Ausbildung freuen, werden sie doch nicht mit so viel unnützem Zeug belästigt. Nach der Prüfung ist das Geblubber des Fluglehrer glücklicherweise Vergangenheit, ein neuer Supermann wurde soeben in die fliegerische Freiheit entlassen!!! Aha...

Andere erkennen, daß ihnen am Ende der Ausbildung wohl noch eine ganze Menge fehlen wird. Sie erkennen ebenso wie die Glücklichen, die an eine verantwortungsvolle Flugschule geraten sind, daß sie nach bestandener Prüfung die 'Lizenz zum Weiterlernen' in der Hand halten werden. Sie realisieren gleichzeitig auch, daß sie einem größeren Berg an weiterem Lernstoff gegenüberstehen werden, als diejenigen, die schon während ihrer Ausbildung mehr Erfahrungen in unterschiedlichen Situationen sammeln konnten und vor allem: erkennen lernten, wo mögliche Gefahren lauern. Hoffentlich sind sie zäh genug, um den Weg zum Bezwingen dieses Berg auch konsequent zu gehen.

Wie war das noch mit der 'Killing Zone'? Die meisten Unfälle passieren in der Zeit zwischen 50 und 350 Flugstunden. Und zwar dadurch, daß der Pilot in dieser Zeit noch zu wenig Erfahrung im Handling unterschiedlicher Situationen hat. Die meisten Unfälle passieren während dieser Zeit z.B. durch Einflug in IMC, falsche Flugmanöver, beim Take-Off und Steigflug, durch runway incursion, fuel mismanagement oder contamination oder durch Vereisung.

Das Meiden von Verkehrsflughäfen, Fliegen bei absolutem Sonnenschein und Windstille sowie ausschließliches Fliegen in bekannten Gefilden trägt sicherlich nicht dazu bei, den fliegerischen Horizont zu erweitern und sich selbst mehr Sicherheitsreserve zu schaffen. Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten wird nicht erschüttert, weil nur bekannten Situationen begegnet werden muß. Eine an sich recht angenehme Erfahrung. Wenn jedoch trotzdem einmal eine außergewöhnlich Situation auftritt, wird diese nur allzu leicht als Problem empfunden, weil der Background an Erfahrung fehlt, um sofort zu wissen, wie reagiert werden muß.

Eigeninitiative ist gefragt, um dieser Misere zu begegnen. Was spricht dagegen, sich für die Zeit danach, für die Zeit der Killing Zone, seinen eigenen Lernplan aufzustellen, zu einigen Punkten gezielt einen (guten!) Fluglehrer hinzuzuziehen und in die zukünftige Sicherheit zu investieren? Dadurch kann die Killing Zone kontrolliert durchflogen und gezielt genutzt werden, um genau die Erfahrungen zu sammeln, die notwendig sind, um das Risiko zu reduzieren, mit einer für diese Zeit typischen Unfallursache konfrontiert zu werden.

Eine Fähigkeit haben sicherlich alle Piloten nach Abschluß ihrer Ausbildung erlangt: sie können beurteilen, ob ein Fluglehrer gut oder schlecht ist. Und spätestens jetzt haben sie Wahlmöglichkeiten.

Viele Grüße und
          ... fly with fun!