"Feuer an Bord"
Jan-Arwed Richter,
Christian Wolf
2004
160 Seiten
Gebundene Ausgabe
Bruckmann Verlag
ISBN: 3-7654-72131
EUR 24,90
Wäre da nicht der Untertitel 'Flugunfälle: Hintergründe, Ursachen und
Konsequenzen', man könnte leicht einen Sensationsbericht bei diesem Buch
vermuten. Wer aber unter dem Titel 'Feuer an Bord' spannende Unterhaltung
erwartet, ist hier fehl am Platz. Denn Nachdenklichkeit kommt auf, und das ist
durchaus wünschenswert.
Bei einem Buch über Flugunfälle ist die Gefahr groß, in reißerische
Darstellungen abzugleiten, umso anerkennenswerter muss die Arbeit von Jan-Arwed
Richter und Christian Wolf verstanden werden. Die zwanzig Flugzeugkatastrophen,
die hier betrachtet werden, sind außerordentlich gut recherchiert und völlig
emotionslos und nüchtern vorgetragen. Dies allerdings, ohne auch nur einmal die
Gähnmuskeln zu aktivieren.
Sind Unfälle aus den ersten Nachkriegsjahrzehnten, die beispielsweise aus damals
noch völlig unbekannten Faktoren, wie Cockpit-Management oder gar Human Factors
entstanden, aus heutiger Sicht noch nachvollziehbar, lernt der Leser schnell,
dass auch heute auf diesem Gebiet noch einiger Nachholbedarf besteht. Dass
selbst das vielbeschworene Cool-Beiben in bestimmten Gefahrensituationen fehl am
Platze sein und sogar erst das eigentliche Desaster auslösen kann.
Sämtliche behandelten Fälle - darunter auch der 'Bodensee-Crash', das Concorde-Desaster oder der Linate-Unfall - werden präzise beschrieben, die getroffenen
Konsequenzen aufgezeigt, aber ein erhobener Zeigefinger fehlt: Es wird dem
Leser überlassen, diese Erkenntnisse auf seine fliegerische Praxis anzuwenden.
Und diese sind aus der 'Scheduled Aviation' durchaus auf die General Aviation
anwendbar!
Fazit: Ein durchaus empfehlenswertes Buch, das da in gebundener Ausgabe auf
hochwertigem Papier daher kommt, was den zahlreichen Fotos und Karten zugute
kommt, und dessen guten Eindruck lediglich unnötige Druckfehler stören.
Sachlicher Erzähl-Stil - ein schwieriges Unterfangen. Aber eines, das den
Autoren Jan-Arwed Richter und Christian Wolf außerordentlich gut
gelungen ist.
Siegfried H. Kottysch
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